PRESSESPIEGEL

 

BERLINER ZEITUNG.

 

Datum: 19.05.1999

Autor: Mike Szymanski

 

Seine Spiegel bringen Sonne in Hinterhof-Zimmer

Für Erfinder Christoph Keller eher Kunst als Kommerz: ein Dachaufbau, der dunkle Etagen erhellt

Christoph Keller sitzt auf dem roten Ziegeldach in der Auguststraße 91. Zufrieden blickt er in den sonnenbeschienenen Hinterhof hinab. Sonnig ist es dort dank "Helioflex", Kellers Erfindung, die auf dem Dach montiert ist. Mit einem Spiegel, der fast wie eine Satellitenschüssel aussieht, macht der 31jährige dunkle Höfe hell. Nun bekommt der Tüftler Anfragen vor allem von Architekten. Serienreif ist sein Produkt zwar, in Serie gegangen ist es noch nicht.

Vor drei Jahren hatte der gebürtige Freiburger die Idee, Sonnenlicht durch Spiegel in die unteren Etagen von Häusern umzuleiten. Seine eigenen Erfahrungen gaben den Ausschlag. Er lebte damals in einem dunklen Durchgangszimmer. Nach anderthalb Jahren war der Prototyp für seine Erfindung fertig, weitere anderthalb Jahre dauerte die wissenschaftliche Betreuung durch das Institut für Erneuerbare Energien an der Technischen Universität Berlin. Auch dort ist sein "Helioflex" installiert.

Ein Bausatz für 500 Mark

Keller sieht in Berlin für seine Erfindung einen riesigen Markt. "Dunkle Innenhöfe sind schließlich ein Grundproblem dieser Stadt." Für weniger als 500 Mark will er seine Erfindung anbieten als Bausatz. "Wer in einer dunklen Wohnung lebt, kann kein Vermögen ausgeben", sagt er. Der Aufbau, versichert der Erfinder, sei nicht komplizierter als der einer Satellitenanlage. Die Konstruktion bestehe hauptsächlich aus Teilen für Satellitenschüsseln. Hell-Dunkel-Sensoren richteten den Spiegel von einem Meter Durchmesser ständig zwischen Sonne und Hinterhof aus.

Keller findet, seine Neuheit könnte bald genauso selbstverständlich auf Dächern zu finden sein wie Satellitenanlagen. 100 solcher Installationen will er noch in diesem Jahr in Berlin anbringen. "Viele aus meinem Bekanntenkeis warten darauf, daß der Spiegel in Serie geht." Sein nächstes Projekt steht fest: Am ehemals besetzten Haus an der Kastanienallee 77 in Prenzlauer Berg bringt der Tüftler demnächst einen Spiegel an, der das Sonnenlicht über einen Schacht durch drei Stockwerke in einen Gemeinschaftsraum führen soll. Jetzt sucht Christoph Keller nach einem Geschäftspartner. "Allein wird mir das Projekt auf Dauer aus der Hand gleiten", glaubt er. "Ich will nicht das große Geld machen", sagt der Mann, der sich als Künstler versteht und auch Dokumentarfilme dreht. "Geschäftsmann bin ich höchstens ein kleines bißchen." Immerhin: Das Patent für "Helioflex" hat er sich gesichert.

 

 

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