Das Krankheitsbild
Stellvertretend für die Erfahrungen Vieler, die in dunklen Räumen leben und arbeiten müssen, steht der Bericht eines Studenten, der den Zusammenhang zwischen seiner Stimmungslage und seiner Wohnsituation wie folgt beschreibt:
"Ich habe mich in den vergangenen Jahren oft gefragt, warum ich, sobald ich nach hause komme, alle Energie verliere und nichts als schlafen möchte. Das ist praktisch immer so, tritt aber im Winter noch deutlicher zutage als sonst. Mein Haus bekommt sehr wenig direktes Sonnenlicht ab und ist ziemlich düster. Ich habe auch bemerkt, daß sich meine Stimmung drastisch bessert, wenn ich im Haus eines Bekannten übernachte, in das sehr viel Tageslicht hereinströmt..
Der Einfluss des Lichtes auf die Stimmungslage und Produktivität wird von Betroffenen unterschiedlich stark wahrgenommen. Es ist aber nicht auszuschließen, daß viele Menschen ihre Lethargie oder ihre Depressionen lange Zeit sich selbst zuschreiben, oder auf äußere Umstände zurückführen, bevor sie merken, daß das Kerkergefühl in ihrem Lebensumfeld ihnen bereits jede Kraft raubt, ihre Situation zu verändern.
So wird berichtet, daß gerade Arbeitslose, die zuvor im Freien gearbeitet haben, durch die viele Zeit, die sie nun in geschlossenen, häufig dunklen Wohnräumen zubringen, ein immens erhöhtes Schlafbedürfnis von bis zu 11 Stunden haben.
Eine Patientin berichtet: "Ich hatte mehrere Beziehungen zu Männern, die ich im Herbst, während der schönen, sonnigen Oktobertage kennengelernt hatte. Jedesmal half mir die anfängliche Leidenschaft, die Beziehung über den ersten Winter zu bringen. Der Sommer war dann großartig. Dann kam der nächste Winter und die Beziehung ging in die Brüche - immer und immer wieder. Wenn im Winter jemand eine abendliche Verabredung absagte, war ich meistens erleichtert, daß mir erspart blieb, sie selbst absagen zu müssen."