Licht und Raum

 

Aber es sind nicht alleine die biologischen Faktoren, die die Vision einer möglichst großflächigen Verbreitung der Sonnenspiegel unterstützen. Licht vermag einen Raum erst zu gestalten. Sonnenlicht wirkt dabei als Bezugselement zur Außenwelt. Es stellt eine unterbewusste Verbindung zu anderen Orten her. Dabei genügt es bereits, wenn ein Raum ab und an vom Sonnenlicht durchflutet wird, um das Gefühl der Abgeschiedenheit aufzulösen, denn das Kerkergefühl stellt sich erst bei dauerhafter Abgeschiedenheit ein. Mit ein wenig Sonnenlicht lassen sich bereits Zimmerpflanzen erhalten oder Höfe begrünen. Verliert man den Bezug zur Außenwelt, so fühlt man sich eingesperrt und beschränkt, die Arbeitsleistung sinkt.

 

Alleine in Berlin gibt es hunderttausende potentielle Standorte für den Sonnenspiegel. Die dichte Bebauung der Gründerzeitquartiere mit ihren engen Hinterhöfen machen die Verschattung zu einem gesamtberliner Problem. In den bürgerlichen Vorderhäusern, galt die "Belle Etage", im ersten Stock, mit ihren großen Fenstern zur breiten, sonnigen Straße hin, als die beste Lage im Haus. In den engen Hinterhöfen dagegen, wo die Arbeiterfamilien wohnten, zieht es die Leute bis heute in die obersten Stockwerke, zum Licht hin.

 

Viele dieser ehemaligen Arbeiterquartiere werden heute von privaten Investoren modernisiert mit teuren Bädern und Zentralheizungen ausgestattet, um als Großstadt-Appartements vermietet zu werden. Das Lichtproblem können sie jedoch nicht lösen. Wer wohnt schon gerne in einer teuren Wohnung, in der man selbst an Sonnentagen alle Lichter anknipsen muß? In vielen Parterre-Geschossen arbeiten Menschen in Werkstätten und Büros. Wenn sie im Winter nachmittags ihren Arbeitsplatz verlassen, haben sie oft den ganzen Tag kein Tageslicht erlebt.


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