Lange Winter

 

Neben den Großstadtbewohnern sind vor allem die in den nördlichen Breiten lebenden Menschen von Lichtmangel betroffen. Einer amerikanischen Studie zufolge ist das Vorkommen vom Breitengrad abhängig und damit von der Tageslichtdauer. In Florida leiden nur 4 Prozent unter SAD, in NY sind es 17, in Alaska aber 28. Dieses Nord-Süd-Gefälle ist aber nicht linear. Offenbar spielen auch andere Faktoren eine Rolle, nicht zuletzt die Intensität, mit der sich Menschen eines Kulturkreises dem Tageslicht aussetzen.

 

In Skandinavien, wo jeder einen Bekannten oder eine Bekannte hat, die sich ganzen Winter im Bett verkriechen, haben neuerdings mehrere Lichtcafés eröffnet, in denen die Menschen während der Dunkelperiode Licht "auftanken" können.

 

Berlin, am 53. Breitengrad gelegen, ist mit nur rund 100 Sonnentagen pro Jahr (im Vergleich dazu hat Freiburg im Breisgau immerhin 220) nicht von der Sonne verwöhnt. Die langen Winter mit ihren extrem kurzen Tageslängen sind gefürchtet. Schon um die Jahrhundertwende wurde eine bestimmte Form der Rachitis, die auf Vitamin-D-Insuffizienz, ergo auf Lichtmangel zurückzuführen ist, daher die "Berliner Krankheit" getauft.

 

Wissenschaftler behaupten, daß die Eskimos den langen arktischen Winter nur durch die regelmäßige Einnahme von Lebertran durchstehen können. Dr. Frederick Cook, der im 19. Jahrhundert eine Polarexpedition begleitete, machte folgende Beobachtung:

"Die Leidenschaften dieser Menschen treten periodisch auf, und die Phase des Werbens vollzieht sich kurz nach der Rückkehr der Sonne; zu dieser Zeit vibrieren sie geradezu vor Leidenschaft, und mehrere Wochen lang sind sie fast ausschließlich damit beschäftigt, ihr Verlangen zu befriedigen."


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